Feiern im Coronajahr: Trotz Abstand große Nähe - Die Abschlussfeier der MDRS am 24.07.2020

„Hier sitzt er nun: der erste Covid-19-Jahrgang der Marion-Dönhoff-Realschule – und er wird hoffentlich auch der letzte bleiben!“

Mit diesen Worten eröffnete Schulleiter Martin Jendritzki die Verabschiedungsfeier zu Ehren der insgesamt 126 AbsolventInnen, die die Schule in diesem so besonderen Schuljahr verlassen. Und besonders war auch der Ablauf der Feierlichkeiten. Um den Coronabestimmungen, aber auch dem (verständlichen) Wunsch der SchülerInnen und Eltern nach einem angemessenen würdigen Rahmen gerecht zu werden, hatte man den Ort des Geschehens in die schuleigene Sporthalle verlegt, statt wie sonst in der Brühler Festhalle zusammenzukommen.

Anstelle einer gemeinsamen Veranstaltung für alle Schulabgänger fanden dort von 8.30 Uhr bis 14.30 Uhr fünf separate Feiern für die insgesamt fünf Abschlussklassen hintereinander statt. Nur die engsten Mitglieder des Familienverbandes und die Klassenleiter durften anwesend sein, damit die strengen Abstandsregeln eingehalten werden konnten.

Dass es dennoch eine gelungene Feier wurde, dafür hatten sich Schulleitung, Lehrer- und Elternschaft allerhand einfallen lassen: Bereits zu Beginn sorgten die schuleigenen Musiker mit ihrer schmissig-federleicht daherkommenden Version von „Billie Jean“ dafür, dass das für solche Anlässe eher unübliche Ambiente im Nu vergessen war und die Turnhalle augenblicklich in einen Festsaal mit Bühne verwandelt wurde.

Auch das zweite Instrumentalstück („Wonderful World“), wunderbar feierlich vorgetragen, machte noch einmal deutlich, dass man nicht gewillt war, sich die gute Laune nehmen zu lassen – allen Corona-Widrigkeiten und Einschränkungen zum Trotz.

Die festlich herausgeputzten Abschlussschüler (Jendritzki: „Ihr seht fantastisch aus!“) durften – selbstverständlich in gebührendem Abstand zum Nebenmann – an freistehenden Tischen platznehmen, die liebevoll für sie dekoriert und vorbereitet waren. So erwartete jede(n) Schüler(in) eine persönliche Grußkarte des Klassenleiters, oftmals mit aufwendig arrangierten Fotomotiven versehen und individuell auf den jeweiligen Schüler zugeschnitten. Außerdem fand jeder Absolvent dort einen selbstgebackenen Glückskeks, ein gekühltes Getränk und einen Flaschenöffner vor. Den benötigten die Jugendlichen, um schließlich mit ihren Klassenleitern und Schulleiter Jendritzki auf ihren Erfolg anzustoßen – selbstverständlich aus der Distanz heraus!


Klasse 10c - Abschluss 2020

Zuvor fand jedoch Schulleiter Martin Jendritzki lobende Worte für die jungen Menschen, die sich sowohl aufs Erscheinungsbild (siehe oben!) als auch auf den Umgang mit der Ausnahmesituation bezogen: „Ihr habt bewiesen, dass ihr mit solchen Überraschungen umgehen könnt.“ Der Lockdown habe die Absolventen nicht aus der Bahn geworfen auf ihrem Weg zum Schulabschluss, jedoch einmal mehr vor Augen geführt, welch wichtiger Ort der Gemeinschaft die Schule sei, der sogar von den allermeisten Schülern vermisst werde. Umso größer sei die Freude gewesen, die Klassenkameraden nach vielen Wochen der Isolation dort wiederzusehen, auch wenn es vereinzelt nicht leicht gewesen sei, diese auf Anhieb wiederzuerkennen aufgrund von Gesichtsmasken, „leichten Coronakilos auf den Hüften und interessanten sich entwickelnden Coronafrisuren“. Der souveräne Umgang mit den ungünstigen Bedingungen in der Zeit der Prüfungsvorbereitung habe die Jugendlichen jedoch innerlich wachsen lassen, und so schloss Jendritzki seine Rede mit folgendem Wunsch: „Verlasst die MDRS nicht nur mit einem Zeugnis, sondern auch mit einem gestärkten Selbstvertrauen!“


Klasse 10d - Abschluss 2020

Auch Schulverbandsvorsitzender Jürgen Kappenstein schloss sich dem Schulleiter an und ließ (pandemiebedingt) per Videobotschaft seine Glückwünsche übermitteln, auch im Namen des Brühler Bürgermeisters Dr. Ralf Göck. Um seine Verbundenheit mit der Schule unter Beweis zu stellen, ließ er es sich nicht nehmen, doch noch zu einer der fünf Feiern persönlich zu erscheinen, was die SchülerInnen der Klasse 10b sicherlich gefreut haben dürfte.


Klasse 9d - Abschluss 2020

Nun kam die Reihe an die Klassenleiterteams, die sich jeweils in fünf Einzelveranstaltungen - schließlich musste die Halle vor und nach jeder Feier umfassend gereinigt werden - von ihrer Klasse verabschiedeten. Dabei war die Spannbreite groß: mal humorvoll-heiter, mal philosophisch-ernst wurde das Wort an die Zöglinge gerichtet, die von den Lehrerteams über viele Jahre begleitet worden waren. Allen Reden gemeinsam war daher eine gewisse Wehmut und Verbundenheit.


Klasse 10b - Abschluss 2020

Roland Belzner, Klassenleiter der Hauptschulabschlussklasse 9d, brachte es auf den Punkt: „Danke für die tolle Zeit! Ich hätte euch gerne noch länger auf dem Weg zur Freiheit begleitet! Ihr werdet mir fehlen, macht’s gut!“

Um auch dem verbleibenden Kollegium die Möglichkeit zu geben, sich – trotz angeordneter körperlicher Abwesenheit – von den Schülern zu verabschieden, waren persönliche Grußbotschaften an jeden einzelnen Abschlussschüler von den Lehrern als Sprachnachrichten aufgenommen worden, die den AbsolventInnen und deren Gästen nun vorgespielt wurden. Auch hierbei war die Bandbreite wieder riesig, die Texte so individuell wie ihre Sender und natürlich Empfänger: von lustig bis nachdenklich war alles dabei; witzige Anekdoten aus dem Unterricht fanden ebenso Eingang wie ernsthaft vorgetragene Worte des Dankes und eigens für diesen Tag umgedichtete und gesungene Lieder – die zugrundeliegende Wertschätzung war auch hier wieder spürbar und rührte so manchen Absolventen zu Tränen, so dass Schulleiter Jendritzki des öfteren auf bereitliegende Taschentücher verwies.


Klasse 10a - Abschluss 2020

Dies änderte sich auch nicht, als die Schülersprecher der einzelnen Klassen zum Mikrofon griffen, um ihre vorbereiteten Reden zu halten. Diesmal war es an Eltern und Lehrern, nach Taschentüchern Ausschau zu halten, denn es waren erstaunlich offene, reife und rührende Worte, die da ausgesprochen wurden. So wurden die Lehrer als „Mutmacher und Unterstützer“ gelobt, die MDRS habe „etwas, was andere Schulen nicht haben, nämlich Zusammenhalt“, ein junger Redner sprach gar von seiner „Klassenfamilie“, die sich im Laufe von „sechs wunderschönen Jahren an dieser Schule“ entwickelt habe: „Am Anfang haben wir uns nicht gekannt, am Ende gehen wir als Freunde!“

Auch der (sogar sonntägliche) Einsatz der Lehrer wurde gelobt; die Prüfungsvorbereitung sei dadurch auch während der Schulschließung möglich und gut machbar gewesen.

Als am Ende der Veranstaltung die Schüler ihre Zeugnisse abholen durften – die Coronaregelungen verhinderten ein persönliches Aushändigen durch den Klassenleiter – war endgültig offensichtlich geworden, dass das vermeintlich so unpassende Flair einer Sporthalle völlig in den Hintergrund getreten und machtlos war gegenüber der feierlichen Atmosphäre, die alle Akteure durch ihr Wirken vor und hinter den Kulissen herbeigezaubert hatten.

Eine schöne Idee hatten die Eltern des Abschlussjahrgangs: Sie hatten das Lied „Geiles Leben“ umgedichtet in „Wir wünschen euch ein geiles Leben“ und spielten es ab, während ihre Kinder sich die Zeugnisse abholten.

Für ihre überragende Leistung als Klassenbeste im 10er-Jahrgang (M-Niveau) wurden dieses Jahr vier Schülerinnen geehrt, nämlich Zoé Burkhard (Klasse 10a, Notendurchschnitt 1,4), Angela Maria Thiemann (Klasse 10b, Notendurchschnitt 1,7), Valentina Schembri (Klasse 10c, Notendurchschnitt 1,6) und Celine Geutner (Klasse 10d, Notendurchschnitt 1,5).

In der Hauptschulabschlussklasse 9d (G-Niveau) durfte sich Evelina Wagner über einen Schnitt von 2,3 freuen, der sie als Klassenbeste auszeichnete.

Stolz konnten auch Jana Sessler (Klasse 10b), Jessica Kockel (10c), Marla Heckermann (10c), Eris Osmani-Wiedmaier (10c), Niklas Ranft (10d), Mats Hargefeld (10d), Devin Teutsch (10d) und Joel Martin (10d) sein, die allesamt Traumnoten von 1,6 bis 1,9 erzielten.

Als am Ende die eigens bestellten schwarzen Absolventenhüte nach amerikanischem Stil in die Luft geworfen wurden, waren sich wohl alle einig, dass es gelungen war, das Beste aus der ungewöhnlichen Situation zu machen.

Die Abschlussfeier wird allen Beteiligten in guter Erinnerung bleiben, denn trotz des staatlich verordneten Abstands war das Gefühl von großer emotionaler Nähe immer spürbar.