Beginn der Streitschlichterausbildung am 03.02. und 04.02.2023
Am besten ist es natürlich, wenn sie gar nicht gebraucht werden, aber falls doch, ist man an der MDRS froh, dass es sie gibt: Die Streitschlichter, also SchülerInnen, die immer dann zur Stelle sind, wenn die Stimmung kippt und der Ton rauer wird.
Damit der Nachwuchs an gut ausgebildeten Schlichtern nicht versiegt, rüsten Johanna Dehoust, Linda Wolfart und Sebastian Köppe vierzehn interessierte Jugendliche aus der siebten und achten Jahrgangsstufe mit dem nötigen Know-how für diesen anspruchsvollen Job aus.
Im Rahmen eines zweitätigen Kurses, der den Auftakt zu einer regelmäßigen Schulung durch das Lehrerinnen-Sozialarbeiter-Team bildet, wurde der Frage nachgegangen, welche Fähigkeiten und Eigenschaften ein guter Streitschlichter mitbringen sollte. Außerdem wurden Techniken der Gesprächsleitung vermittelt, die für eine erfolgreiche Konfliktbewältigung unerlässlich sind; schließlich sollen am Ende beide Parteien gut mir der vereinbarten Lösung leben können!
Anders als ein Richter dürfen die Vermittler dabei keine Urteile fällen und Strafen verhängen, sondern sollen Lösungsgespräche anbieten und gemeinsam mit allen Beteiligten Wege aus dem Konflikt aufzeigen.
Dass die angehenden MediatorInnen ihre Arbeit sehr ernst nehmen, zeigt allein die Tatsache, dass sie bereit waren, für den Einstieg in die Ausbildung sogar ihren Samstag zu opfern!
Die Jugendlichen erwartet ein breites Aufgabenfeld: Neben ihrer Tätigkeit als Streitschlichter sollen sie ab September den neuen Fünftklässlern als Paten und feste Ansprechpartner zugeteilt werden, um den jeweiligen Klassenlehrern zur Hand zu gehen und kleinere Konflikte zwischen den Kindern niedrigschwellig zu lösen. Damit ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden kann, dürfen die „Großen“ in den ersten zwei bis drei Schulwochen immer wieder am Unterricht und an diversen Ausflügen und Veranstaltungen ihrer „Kleinen“ teilnehmen. So soll den Neulingen die Gelegenheit gegeben werden, bei Streitigkeiten innerhalb der Klasse zunächst auf „ihre“ älteren Schülerpaten zurückgreifen, statt sofort den Klassenlehrer aufzusuchen. Für jede Klasse sind momentan drei Paten vorgesehen.
Selbstverständlich dürfen auch andere Schüler höherer Klassen weiterhin bei Bedarf das Streitschlichterzimmer in der zweiten großen Pause aufsuchen; der Einsatz als Pate ist lediglich ein Zusatzangebot speziell für die ganz Kleinen, wo es erfahrungsgemäß viel Redebedarf gibt.
Dass die Jugendlichen dabei unter Schweigepflicht stehen, versteht sich von selbst. Viel schwieriger ist es, im Umgang mit erhitzten Gemütern Ruhe zu bewahren und dafür zu sorgen, dass beide Seiten zu Wort kommen. Ermutigen, aber auch Steuern und Bremsen, wenn die Emotionen überkochen– alles Facetten der Streitschlichtung, die auch als geschickte Gesprächsleitung oder Moderation zu verstehen ist, wenn sie gelingen soll.
„Willst du meine Meinung dazu hören?“, „Lass ihn ausreden!“ oder „Redet ohne Schimpfwörter miteinander!“ waren einige der Sätze, die im Sitzkreis erarbeitet und als zielführend erachtet wurden. Andere auszulachen, ungeduldig und bevormundend zu sein hingegen wurden als „No-Gos“ empfunden. Dem „aktiven Zuhören“ kommt also eine ganz besondere Rolle zu, weshalb dieser Punkt auch vertieft behandelt wurde. Auch die 5 Phasen in der Streitschlichtung wurden intensiv besprochen und einzelne Kernpunkte davon in Form von Rollenspielen eingeübt.
So gerüstet dürfen die frischgebackenen SteitschlichterInnen bald ihrer Tätigkeit nachgehen. Nach wie vor werden sie dabei aber vom Lehrerduo Dehoust und Wolfart begleitet. Für diese kontinuierliche Weiterbildung sind zahlreiche Mittwochnachmittage vorgesehen, in denen die Streitschlichter ihre Fähigkeiten schulen und ausbauen können. Außerdem besteht hier die Möglichkeit, knifflige Situationen im Plenum aufzuarbeiten und nachzubesprechen. So wird sichergestellt, dass auch in zukünftigen Konfliktgesprächen souverän und überlegt vorgegangen werden kann.
Daneben dürfen die jungen MediatorInnen immer wieder bei den „alten“ Streitschlichtern schnuppern bzw. hospitieren und von deren Erfahrungsschatz profitieren.
Die MDRS freut sich über so viel Engagement und wünscht den frischgebackenen Streitschlichtern und ihren Ausbildern viel Erfolg und auch Freude bei ihrer wichtigen Arbeit!
PuC